Viele Einsteiger entscheiden sich für eine Boa constricor als "erstes Tier". Grundsätzlich eine gute Entscheidung, wenn man über genügend Platz verfügt. Man sollte beachten, dass adulte Tiere je nach Unterart die 3 Meter-Grenze schnell erreichen können.
Für die Nominatform der Boa constrictor wird oft (besonders im Handel) der Name "Rotschwanz-Boa" verwendet, dieser Name bezieht sich auf ein Merkmal der meistens Boas: die Rückenflecken nehmen zum Schwanz hin oft rötliche Farbtöne an. Die Grundfärbung ist bei den einzelnen Boa-Unterarten sehr variabel, sie kann rötlichbraun, dunkelgrau bis rötlichgrau sein, über den Rücken zieht sich ein Zeichnungsmuster aus hellen und dunklen Flecken. Der Bauch ist grauweiß und mit schwarzen Sprenkeln durchsetzt. Auf dem kräftigen, triangulären Kopf befindet sich eine dunkle Schläfenbinde, die sich von der Schnauzenspitze bis zu den Halsseiten zieht.
Die Boa constrictor ist eine kräftige Schlange, die bis 5 1/2 m Körperlänge erreichen kann, die meisten Exemplare sind aber bereits mit 2-3 m ausgewachsen. Männliche Tiere erreichen oft nicht einmal die 2 Meter-Grenze.
Es gibt aber auch kleinwüchsigere Formen der Abgottschlange, so z.B. die Kaiserboa (Boa constrictor imperator). Zu dieser Unterart wird auch oftmals die sogenannte "Hog island-Boa" gezählt. Diese Unterart wird meist nur um 150 cm lang, sie können aber auch bis 250 cm erreichen.
Die Verbreitungsgebiete bestimmen die Grundfärbungen. Einige Tier ändern im Tagesverlauf ihre Grundfärbungen von milchig weiß bis orange. Rosa leuchtende Stellen im Kopfbereich findet man bei einigen Exemplaren ebenfalls, wohingegen eine Boa constrictor imperator aus Honduras sehr dunkel erscheint, von rötlich braun bis rotbraun. Bei guter Beleuchtung schillern diese Tiere in dunklen Regenbogenfarben.
Die Schlangen sind von Argentinien bis nach Südmexiko verbreitet und kommen auch auf diversen Inseln vor der mexikanischen Pazifikküste vor.
Die Tiere halten sich im Jungtieralter sowohl am Boden, als auch in Bäumen und Sträuchern auf, wo sie diversen Kleinsäugern und Vögeln nachstellen. Im adulten Alter findet man sie überwiegend auf dem Boden vor. Man trifft sie ebenfalls in Gewässernähe an. Diese Schlangen sind in Bezug auf ihre Lebensräume sehr anpassungsfähig. Sie kommen sowohl in feuchten Waldgebieten, als auch in Savannengebieten und sogar in trockenen Halbwüsten vor.
Abgottschlangen sind nachtaktiv (sie besitzen eine senkrecht geschlitzte Pupille). Während des Tages ruhen sie meist in einem geschützten Winkel, z. B. in Nagetierbauten.
Leider ist es nicht immer einfach, einen Züchter zu finden, wo man sicher sein kann, wirklich reinrassige Boas zu erwerben. Die meisten Boa-Unterarten paaren sich im Terrarium leider meist ziemlich problemlos, so dass ein großer Anteil der Terrarien-Boas mittlerweile Mischformen aus allen möglichen Unterarten sind.
Die Temperamente der Tiere sind individuell verschieden. Wie bei den meisten Schlangenarten sind viele Jungtiere bissiger, als die Adulti. Allerdings warnt eine Boa in den meisten Fällen durch ein unüberhörbares Fauchen vor. Die häufigsten Bissunfälle passieren meist dann, wenn der Pfleger erst ein Beutetier berührt hat, und dann mit der Hand zu Nahe an die Schlange herankommt. Die Boa riecht in diesem Fall noch den Geruch des Beutetieres und schnappt danach. Allerdings wird es einer durchschnittlichen Abgottschlange wohl kaum möglich sein, einen Menschen ernsthaft zu verletzten. Auch wenn man die Kraft einer ausgewachsenen Boa keinesfalls unterschätzen sollte. Die vielen Schauermärchen, die über sie verbreitet werden, sind zumeist übertrieben.
Wenn man eine Boa constrictor auswählt, sollte man sich im Klaren darüber sein, dass diese Tiere in den ersten 2-3 Lebensjahren enorm an Masse und Körperlänge zulegen werden. Später wird ein der Körpergröße angepasstes, geräumiges Becken benötigt. Wenn man diesen Punkt aber beim Kauf berücksichtigt, ist die Boa constrictor aufgrund ihrer zeitlebens beibehaltenen, attraktiven Zeichnung und der fast immer gewährleisteten Friedfertigkeit, uneingeschränkt zu empfehlen.
Der Kauf einer Boa sollte trotzdem gründlich überlegt werden, da diese Tiere (sofern sie optimal gehalten werden) mit Leichtigkeit ein Alter von 20-30 Jahren erreichen können. Der Rekord liegt bisher bei 40 Jahren.
Boas haben eine eher "statische" Lebensweise. Ausgewachsene Tiere bewegen sich teilweise tagelang nicht aus ihrem Versteck, sondern stecken nur den Kopf heraus und warten darauf, dass sich etwas Fressbares nähert. Man sollte die Tiere aber nicht unterschätzen. Wenn eine hungrige große Boa nach ihrer Beute schnappt, wird man oft von der Kraft und Schnelligkeit des vermeintlich ruhigen Tieres überrascht. Sollte man ein Tier einmal aus dem Becken holen müssen, sollte somit immer eine zweite Person anwesend sein, um eventuell eingreifen zu können. Wenn sich 2m um einen Arm wickeln und zudrücken ist dies eine sehr prickelnde Erfahrung, von der man mit einer Hilfsperson weitaus schneller erlöst wird, als alleine. Ab einer gewissen Länge ist ein Handling einfach durch eine einzelne Person nicht mehr 100%ig kontrollierbar möglich.
Eine junge Boa kann in den ersten 2 Lebensjahren gut in einem Behälter von 100X50X50 cm (LXBXH) aufgezogen werden. Danach sollte man die Behältergröße dem Tier anpassen. Eine einheitliche Aussage lässt sich hierzu nicht machen, da Boas sehr unterschiedlich groß werden.
Es gibt, wie schon gesagt, Exemplare die bereits mit 1,50m ausgewachsen sind (wie z.B. die in der Regel kleinwüchsigeren Tiere aus dem Boa constrictor imperator- Komplex ), während andere die 2 m-Grenze bald überschreiten. Weitere Informationen zur Terrariengröße sind in der FAQ zu finden.
Anstelle von Kletterästen macht es vor allem bei größeren Tieren Sinn, Liegeflächen in verschiedenen Höhen anzubringen. Boas klettern zwar auch, aber in etwa genauso "geschickt" wie Königspythons. Außerdem werden schlecht angebrachte Äste oft umgerissen. Um das Verletzungsrisiko durch "Abstürze" und umfallende Äste zu minimieren, sollte man diese fest verankert und in einer dem Tier angemessener Größe verwenden. Ein weiterer Nachteil von Kletterästen bei adulten Tieren besteht zudem darin, dass es mitunter schwierig wird, ein großes Tier von seinem Ast herunterzubekommen, falls es mal notwendig ist.
Ein Wasserbecken gehört natürlich ebenfalls zur Einrichtung und sollte so bemessen sein, dass es die Tiere nicht umwerfen können. Ansonsten sollte man gelegentlich etwas warmes Wasser im Terrarium versprühen (je nach Jahreszeit 1 bis 3 mal die Woche).
Wie bei allen Schlangen sind auch für die Abgottschlange ein oder besser mehrere Versteckplätze in unterschiedlichen Temperaturbereichen wichtig, in dem die Tiere den ganzen Tag über verweilen. Für adulte Tiere kann man von großen Styroporboxen bis zu kreativen Selbstbauten einiges nutzen. Der übliche Handel ist dahingehend eher auf kleinere Tiere spezialisiert.
Bei der Wahl des Bodengrundes sollte man wie beim Königspython verfahren. Am besten geeignet ist Holzgranulat (Tierwohl Super, Altromin), Borkenstreu, z.B. Reptibark oder die preisgünstigere Alternative aus dem Gartenbaucenter (z.B. Novosan-Borkeneintreu). Zusätzlich kann man an vereinzelten Stellen Moos verwenden. In Kombination mit großen Borken/Rinden-Stücken kann man so ein Versteck schaffen, welches von den Schlangen bereitwillig akzeptiert wird.
Wenn man Borkenstreu verwendet, sollte man darauf achten, eine kleine Körnungsgröße zu verwenden. Fütterungen sollten auf diesem Bodengrund unter Aufsicht erfolgen, damit nicht zu viel von dem Substrat mit verschlungen wird. Normalerweise sind aber keine Probleme zu erwarten, falls ein wenig Borkenstreu mit gefressen wird. Härteres Substrat wie Buchenhack kann hingegen sehr gefährlich werden und den Magen-Darm-Trakt verletzten, sowie Verstopfungen verursachen.
Im Boa-Terrarium sollte man für einen gestaffelten Temperaturbereich sorgen, damit die Schlangen sich die ihnen zusagenden Temperaturbereiche aussuchen können. Die Grundtemperatur sollte ungefähr bei 25-28 °C liegen. Einen Teil des Behälters, z.B. eine bestrahlte höhere Liegefläche, bzw. Plattform oder ein entsprechend dimensionierter Ast, kann sich zum Sonnenbaden auf ca. 28-31 °C erwärmen. Es sollten aber auch kühlere Ecken im Terrarium vorhanden sein. Besonders kurz vor der Häutung suchen die Schlangen gerne eher kühlere und feuchtere Bereiche auf, dort sollte die Temperatur ungefähr 23-24 °C betragen. Nachts sollten die Temperaturen im Schlangenbehälter nicht unter 23-24 °C absinken.
Wie für alle Schlangen benötigt man auch für die Abgottschlange keine spezielle Beleuchtung. Für Licht und gleichzeitige Wärmeabgabe kann man somit eine Kombination von Tageslicht-Neonröhren und Spotstrahlern verwenden. Da sie nachtaktiv sind, bekommt man seine Tiere ohnehin tagsüber nur selten zu Gesicht.
Je nach Dämmung, Größe und Standort des Terrariums, sowie der Raumtemperatur kann man unterschiedliche Heizmittel verwenden. Wo bei einem 1m Styroporbecken in einem klimatisierten Zimmer eine 8Watt Backofenlampe genügen kann, kann es bei 160m Holz-Becken schon notwendig sein, mehrere Spots und eine entsprechend dimensionierte Kabelheizung einzusetzen, um die jeweiligen Grundtemperaturen zu schaffen. In größeren Becken kann man auch Heatpanels unterschiedlicher Leistungsstärke einsetzen, wobei dies nur bei Becken bis zu einer maximalen Höhe von 70-80 cm Sinn macht.
Bei größeren Becken ab 100 cm Länge sollte man zusätzlich noch eine Tageslicht-Neonröhre ´zur Beleuchtung verwenden.
Bei der Ernährung von Boas wird man selten auf Probleme stoßen. Diese Schlangen fressen eigentlich so ziemlich alles, was sie überwältigen können. Man sollte aber auf eine maßvolle Futtergabe achten, da sie zur Verfettung neigen. Jungtiere füttert man alle 5-7 Tage mit einer Maus, welche die ungefähre Dicke der Körpermitte der Schlange haben sollte.
Neugeborene Tiere sollten in den ersten Lebenswochen gerade behaarte Pinkies erhalten.
1-2 Jahre alte Tiere können alle 10-14 Tage mit 1-2 ausgewachsenen Mäusen (oder jungen Ratten) gefüttert werden.
Ausgewachsene Tiere erhalten alle 2-3 Wochen Ratten und bei entsprechender Größe sogar Kaninchen. Meerschweinchen sollten stark begrenzt gereicht werden, da sie sehr fettreich und somit nur als Futtertier zur Zuchtkonditionierung geeignet sind.
Die Fütterungsfrequenz ausgewachsener Tiere sollte man ein wenig von der Aktivität der Schlange abhängig machen. Wenn die Boa nach einer Mahlzeit wieder aus dem Versteck kriecht, kann man noch ungefähr eine Woche warten, bis man ihr das nächste Futter anbietet. Boas haben ihre Verdauung erst nach ca. 8-14 Tagen abgeschlossen. Sie verdauen also wesentlich langsamer, als z. B. Kletternattern-Arten und sollten deshalb auch, länger als diese, nach der Fütterung in Ruhe gelassen werden. Allerdings muss man nicht auf ein Abkoten vor der nächsten Fütterung warten, da gerade adulte Tiere gern ihren Kot über mehrere Wochen hinweg sammeln. Für die Entfernung dieser großen und geruchsintensiven Ausscheidungen eignen sich hervorragend Katzentoilettenschippchen.
Gesunde Abgottschlangen häuten sich als Jungtiere ungefähr alle 6-8 Wochen. Ältere Tiere alle 3 bis 6 Monate. Wenn sich die Augen der Schlange eintrüben, sollte man das Terrarium der Schlange alle 2 Tage mit warmen Wasser einsprühen, um die Luftfeuchtigkeit anzuheben und die Häutung zu unterstützen. Alternativ kann man dem Tier einige feuchte (nicht nasse) Stellen im Becken oder eine Box (mit feuchtem Moos gefüllt) anbieten. Dadurch sollten bei der Häutung keine Probleme auftreten. Allerdings zeigt die Praxis, dass Häutungen in den Wintermonaten (wo man weniger sprüht) genauso problemlos ablaufen, wie in den Sommermonaten.
Im Gegensatz zu Nattern findet man die abgelegte Haut nicht langgezogen im Terrarium, sondern meist als Klumpen. Hin und wieder auch mit Kot gefüllt, liegen sie häufig unter dem bevorzugten Versteck. Sehr große Tiere häuten sich oftmals nicht in einem Stück und die abgestreifte Haut weist Risse, sowie Teilstücke auf. Das ist normal und kein Krankheitszeichen. Dennoch sollte das Tier genauer beobachtet werden, um sicher zu stellen, dass alle Hautreste abgestreift wurden. Dazu muss das Tier jedoch nicht aus dem Terrarium entfernt werden.