Da noch kein perfekter Schlangenpfleger vom Himmel gefallen ist, macht man gerade in der ersten Zeit vielleicht einige Sachen nicht so ganz richtig, bemerkt dieses aber nicht, weil einem noch die Erfahrung fehlt. Einige der häufigsten Fehler möchte ich hier einmal aufzählen (natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Einige Punkte wird man auch in der FAQ wieder finden, dennoch möchte ich diesen Artikel besonders den Einsteigern ans Herz legen.
1. Die Feuchtigkeit im Terrarium
2. Die Häufigkeit der Futteraufnahme
3. Der Bodengrund
4. Die Heizung
5. Versorgung mit Vitaminen
6. Die Winterruhe
7. Die Auswahl des Tieres
8. Panik bei Futterverweigerung
9. Zu häufige Störungen ...
10. Warum bewegt sich die Schlange nicht?
11. Warum verändert sich die Farbe der Schlange?
1. Die Feuchtigkeit im Terrarium
Viele Schlangenhalter sprühen ihre Becken täglich aus und halten das Terrarium allgemein recht feucht. Das ist für die meisten Schlangenarten nicht nötig und sogar eher gefährlich. Durch die entstehende Verdunstungskälte kühlen die Tiere aus und werden anfälliger für Infektionen. Es ist für die meisten Schlangenarten günstiger, ein begrenztes, feuchtes Areal zur Verfügung zu stellen und nur gelegentlich (2-3 mal wöchentlich, in der Häutungsphase täglich) mäßig zu sprühen. So kann sich die Schlange die ihr zusagende Feuchtigkeit selber aussuchen. Anders liegt der Fall natürlich bei Arten wie z. B. dem grünen Baumpython, aber der gehört ja nicht zu den Tieren, die man als Anfänger pflegen sollte.
2. Die Häufigkeit der Futteraufnahme
In freier Natur fressen Schlangen sehr unregelmäßig, deshalb sollte man auch bei Terrarienschlangen nicht mit absoluter Regelmäßigkeit füttern. Es ist auch von Vorteil, ab und zu eine kleine Futterpause einzulegen. Den Schlangen schadet dies überhaupt nicht. Überfütterung ist hingegen ein größeres Problem, Schlangen können recht schnell verfetten, dieses überschüssige Fett baut sich dann aufgrund des langsamen Stoffwechsels von wechselwarmen Tieren nur langsam wieder ab. Die Tiere werden träge, sind kaum noch vermehrungsfähig und haben meist eine verkürzte Lebenserwartung. Besonders Riesenschlangenbesitzer tendieren dazu, ihren Tieren zuviel Futter anzubieten, da vor allem Boas nur selten angebotenes Futter verschmähen.
3. Der Bodengrund
Auch hier ist schon viel falsch gemacht worden. Die größte Gefahr ist dabei wohl das mitverschlucken von Bodenbestandteilen, was mitunter tödlich ausgehen kann (wenn es sich zum Beispiel um unverdauliches Buchenhack handelt). Dieses Problem kann man aber vermeiden, indem man als Bodengrund Holzgranulat oder Terrarienerde verwendet.
4. Die Heizung
Viele Schlangenhalter heizen ihr Becken prinzipiell richtig mit einem Heizkabel (zur Erwärmung des Bodens) und einer Wärmelampe (sorgt für einen "Platz ab der Sonne", und dient der Erwärmung der Luft), aber die wenigsten kontrollieren die Temperatur richtig. Die vielleicht wichtigste Anschaffung ist somit ein vernünftiges und genaues Thermostat, welches die Temperatur auch dort reguliert, wo die Wärmequelle ist. Man kann mit einer Bodenheizung nur wenig Einfluss auf die Lufttemperatur nehmen, d. h. der Messfühler sollte sich deshalb auch im Boden befinden. Bei dieser Anschaffung sollte man nicht unnötig sparen, da die richtig eingestellte Temperatur für Schlangen als wechselwarme Tiere lebensnotwendig ist und niemals vernachlässigt werden darf. Wichtig sind auch tägliche Kontrollen, eine defekte Heizung kann für die Terrarieninsassen tödlich werden.
Ein weiterer Fehler ist die gleichmäßige Beheizung des gesamten Beckens - alle Schlangen benötigen einen Temperaturgradient mit warmen Stellen zum Sonnenbaden (um die 30-32°C warm) und kühle Stellen, die besonders in Häutungsphasen aufgesucht werden. Schlangen sind "wechselwarme Tiere", d.h. sie wechseln permanent in die ihnen zusagenden Temperaturbereiche. Noch ein kleines Beispiel: Baumpython-Männchen benötigen z.B. zwingend kühle Plätze im Terrarium, um die Spermatogenese (männliche Keimzellenreifung) erfolgreich abzuschließen. Zum Teil legen sich die Schlangen sogar auf dem Boden, da dieser in den meisten Baumschlangen-Terrarien am kühlsten ist.
5. Versorgung mit Vitaminen
Es hat sich mittlerweile herausgestellt, dass eine zusätzliche Versorgung mit Vitaminpräparaten nicht notwendig ist und sich sogar eher schädlich auswirkt. Tiere, die hochdosierte Vitamine erhalten, neigen z.B. dazu, sich zu häufig zu häuten. Eine Ernährung mit ihrerseits gut versorgten Beutetieren ist alles, was Terrarienschlangen benötigen, auch wenn diese in aufgetauter Form angeboten werden.
6. Die Winterruhe
Unbestritten ist die Wichtigkeit dieser Ruhephase für Arten, die aus gemäßigten Klimazonen kommen (Thamnophis, Heterodon viele Kletternattern-Arten), bei der Durchführung dieser gibt es allerdings immer noch Meinungsverschiedenheiten. Wie man die Winterruhe durchführen kann, findet man in einem eigenen Kapitel und soll hier nicht näher erläutert werden. Wichtig ist nur zu begreifen, dass Schlangen ihren eigenen Aktivitäts- und Stoffwechselrhythmus haben und bestimmte Ruhephasen in ihrem Leben benötigen um gesund zu bleiben. Ohne Ruhephase im Winter gerät z. B. der Hormonspiegel bei vielen Tieren durcheinander und die Produktion der Keimzellen verläuft entweder nicht synchron, oder bleibt sogar ganz aus - die Tiere werden nur in Ausnahmefällen für Nachwuchs sorgen können.
Selbst wenn man seine Tiere nicht vermehren möchte, kann sich ein Verzicht auf diese Ruhephase negativ auswirken, da viele Tiere zu dieser Zeit keine Nahrung aufnehmen wollen. Da der ihr Stoffwechsel auf "Winter" eingestellt ist, sind die Tiere auch dementsprechend inaktiv. Keinesfalls sollte man versuchen, das Tier mit Zwangsfütterung zur Futteraufnahme zu bewegen, da der Stoffwechsel zur Winterzeit keine Nahrung verwerten kann.
7. Die Auswahl des Tieres
Bevor man sich ein Tier anschafft, sollte man sich genauestens mit den Ansprüchen der gewählten Art auseinandersetzen, damit gewährleistet ist, dass sich das Tier in seine neue Umgebung einlebt und sich wohl fühlt. Leider sind schon viele Reptilien Opfer von unüberlegten, impulsiven Käufern geworden, meist überleben diese Tiere deshalb nicht lange in Gefangenschaft.
Wichtig ist auch, woher das Tier stammt. Wie schon oft gesagt, ist es meist keine gute Idee, eine Schlange bei einem Zoohandel zu erwerben, da es sich bei den dort angebotenen Tieren entweder um Wildfänge oder nicht optimal versorgte Nachzuchttiere von Großhändlern handelt. Es ist immer von Vorteil, das Tier bei einem Privatzüchter zu erwerben. Die Chance, ein gesundes Tier zu erwerben, ist so größer, da die Jungtiere augrrund der geringeren Stückzahlen meist besser versorgt werden. Zudem bekommt man als Anfänger meist sehr viele gute Tipps zur Pflege der betreffenden Art mit, da ein Züchter mehr Erfahrung in der Pflege von Reptilien hat, als die meisten Zooläden, wo Reptilien nicht zum Hauptinventar zählen.
8. Panik bei Futterverweigerung
Nicht immer bedeutet eine Verweigerung der Nahrung gleich eine Krankheit. Viele Schlangenbesitzer bringen ihr Tier sofort zum Tierarzt, wenn es mal eine Mahlzeit verweigert.
Es gibt aber viele andere Gründe für eine Verweigerung der Nahrung, die nicht mit einer Erkrankung in Verbindung stehen. So verweigern zum Beispiel viele männliche Schlangen zur Paarungszeit die Nahrung. Diese kann mitunter einige (meist 2-3) Monate andauern. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Ein vollgefressenes Männchen hat gegen Kontrahenten weniger Chancen, da er nicht so beweglich ist. Außerdem muss die Nahrung ja auch verdaut werden, durch diesen Zeitaufwand verringert sich natürlich ebenfalls die Chance, sich erfolgreich zu paaren.
Schwangere Weibchen verweigern auch oft die Nahrung, was vermutlich daran liegt, dass die sich entwickelnden Eier oder Embryos den Magen-Darmtrakt so weit einengen, dass kein Beutetier mehr hineinpasst.
Eine Futterverweigerung ist erst dann besorgniserregend, wenn die Schlange noch andere Krankheitssymptome zeigt, oder sichtlich abmagert. Weitere Tipps zum Thema Futterverweigerung findet man im Artikel "Ernährung von Schlangen".
9. Zu häufige Störungen
Viele Schlangen reagieren sehr empfindlich auf Stress - besonders häufiges Herausnehmen der Tiere kann fatale Folgen haben. Es gibt sicherlich Tiere, die sich irgendwann an menschliche Handhabung gewöhnen und für die es kein Problem ist, ab und an mal aus dem Terrarium genommen zu werden. In der Regel bedeutet das "angefasst werden" jedoch für die Tiere eher eine Störung, der die Tiere zu entkommen versuchen, oder sich aktiv zu verteidigen zu versuchen.
Alle Tiere gedeihen gedeihen besser, je weniger man sie stört. Schlangen sollte man nur zum Zwecke des Gesundheitschecks (der natürlich nicht täglich erfolgen sollte) oder zu Reinigungszwecken aus dem Behälter entnehmen, denn es sind versteckt lebende Geschöpfe und müssen mit der entsprechenden Sorgfalt und Vorsicht behandelt werden, wenn man sie lange gesund erhalten möchte.
10. Warum bewegt sich die Schlange nicht?
Diese Frage ist nicht immer einfach zu beantworten. Grundsätzlich kann man aber davon ausgehen, dass die Schlange gesund ist, wenn Sie permanent eingerollt im Versteck liegt und nur selten außerhalb des Ruheplatzes auftaucht. Wenn das Tier keine Versteckplätze aufsucht und "daueraktiv" ist, sollte eher Grund zur Sorge bestehen. Hier ist oft Stress durch zu häufige Störungen, ein zu offener Behälter oder nicht zur Art passende klimatische Bedingungen die Ursache.
Die Aktivität einer Schlange ist individuell unterschiedlich, desweiteren abhängig von der Art und dem Jahreszyklus. Kornnattern sind z.B. im Frühjahr zur Paarungszeit fast ganztags unterwegs, im Sommer ab dem frühen Abend bis spät in die Nacht und im Herbst/Winter erst nach dem Erlöschen der Beleuchtung. Es gibt auch immer wieder einiger Tiere, die fast nur im Versteck liegen - das ist nicht ungewöhnlich, viele Schlangenarten sind zumeist Lauerjäger und warten in einem günstigen Versteck auf Beute. Keinesfalls sollte man eine Schlange zwingen, aktiv zu sein, indem man das Terrarium umdekoriert oder das Versteck entfernt/verändert.
11. Warum verändert sich die Farbe der Schlange?
Häufig liest man im Forum Threads von besorgten Schlangenhaltern, die sich sorgen, weil sich eine Schlange nicht mehr bewegt und viel blasser als sonst aussieht. Auch die Augen sind auf einmal trübe geworden. Erfahrene Schlangenhalter werden jetzt den Kopf schütteln, da dies mehr oder weniger beweist, dass sich der betreffende Halter nicht besonders gut über sein Hobby informiert hat. Die Lösung lautet: Die Schlange steht kurz vor der Häutung. In einigen Tagen wird sich die Trübung wieder geben und weitere 2-3 Tage später wird sich die Schlange häuten.