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Wie findet man entkommene Schlangen?

Diese Frage taucht leider immer wieder im Forum auf. Die Gründe für das Entkommen sind jedoch fast immer wieder die gleichen: Undichte Terrarien, offen gelassene Türen, oder besonders umtriebige Pfleglinge, die die Terrarientür selber aufgeschoben haben, bzw. ein Schlupfloch durch ausdauerndes Bohren und Graben soweit verbreitert haben, dass ein Ausflug ins Terrarienzimmer möglich ist.

Wenn der terraristische Supergau passiert ist, und der überraschte Schlangenhalter ratlos vor seinem leeren Becken steht, sollte man zunächst folgendes beherzigen: KEINE PANIK!

Es kommt nicht selten vor, dass die Schlange gar nicht weg ist, sondern nur ein ungewöhnliches Versteck im Becken gefunden hat. Im leisesten Zweifelsfall sollte man das Terrarium lieber nochmals durchwühlen, eventuell hat man Glück.
Mir ist z.B. schon einmal folgendes widerfahren: Ich habe eines Tages ein Tier vermisst - eine männliche indische Schmucknatter. Eigentlich konnte das Tier nicht entkommen, da ich alle Terrarien regelmäßig auf Undichtigkeiten kontrolliere. Ich konnte das Tier allerdings nirgendwo finden, trotz großer Anstrengungen und akribischen Auseinanderpflückens der Einrichtung und aller Terrarienpflanzen. Nachdem ich eine Woche jeden Abend noch das Terrarienzimmer umgekrempelt habe, war meine Hoffnung schon auf dem Tiefpunkt und ich habe das Tier abgeschrieben. Einige Wochen später habe ich dann während einer Routinekontrolle der beiden übrigen Tiere festgestellt, dass das verbleibende Männchen irgendwie dem vermissten Tier ähnlich sah. Da wurde ich langsam hellhörig und grub wieder das Terrarium um ... wieder nichts. Dann fiel mir auf einmal einer der Pflanzen-Stützäste auf, die mit Bast umwickelt sind. Ich habe dieses Teil dann herausgerissen und festgestellt, dass die Baststütze innen aus einer hohlen Plastikröhre besteht, wo sich die Schmucknattern scheinbar durchgegraben haben und sich dort seit einigen Wochen abwechselnd ihren Ruheplatz eingerichtet hatten. Das ganze ist ein Jahr nach dem Einzug der Tiere in dieses Terrarium passiert. Wie man sieht kann man auch bei einem lange bestehenden und eingerichteten Terrarium noch überrascht werden.

Diese Geschichte hat also ein Happy End ...


Was kann man nun tun, wenn die Schlange nicht mehr zu finden ist?

Hier eine kleine Checkliste:

Zunächst sollte man die unmittelbare Umgebung des Beckens absuchen, nicht selten liegt das Tier einfach hinter dem Becken. Meistens liegt hinter den Becken auch jede Menge Staub, so dass die Kriechspuren eventuell Aufschluss über den Aufenthaltsort geben könnten. Hat man keinen Erfolg, sollte man die Umgebung der Fußleisten checken - die wenigsten Schlangen kriechen ungeschützt in der Mitte des Zimmers umher, die Tiere wird es eher in Richtung einer Wand ziehen, wo Kabel und anderes Gerümpel einen sicheren Versteckplatz bieten. Ich habe die meisten Ausreißer in diesen Ecken gefunden. Hat man dort kein Glück, muss der Rest der Wohnung dran glauben: Alle Schränke, Bücherregale, Fußleisten, Sofaritzen, Pflanzen, Schuhe, etc. müssen untersucht werden. Versucht euch in das Tier hineinzuversetzen, sucht Orte im Zimmer, die Schlangenkompatibel sind, d.h. eng, nicht zu kühl und ungestört sind. Wichtig ist natürlich auch, die Fenster im Zimmer nur unter Aufsicht zum lüften zu öffnen. Unter allen Umständen sollte man vermeiden, dass die Schlange beim Nachbarn auftaucht, da sonst Polizei, Feuerwehr, sowie die freundlichen Redakteure diverser Boulevard-Zeitungen bald an der Tür klingeln. Wenn man Pech hat, wird ein reptilienfeindlicher Vermieter diesen Vorfall auch als Kündigungsgrund ansehen.

Wenn man auch damit kein Glück hat, wird es schwieriger. Zunächst mal muss man verhindern, dass sich die Schlange aus dem Zimmer entfernt. Wenn man das Glück hat und sicher ist, dass sich die Schlange noch im Zimmer aufhält, sollte man sich abends/nachts auf die Lauer legen. Dazu löscht man erst das Licht und wartet in der Dunkelheit einige Zeit bewegungslos mit einer Taschenlampe bewaffnet auf ein Aktivitätszeichen. Manchmal kann man das Tier auch hören, wenn es irgendwo drüber kriecht, was Geräusche macht. Es hat sich auch bewährt, Versteckplätze im Zimmer einzurichten, z.B. ein zusammengeknülltes T-Shirt oder Handtuch in diversen Ecken, die für Schlangen interessant sein könnten. Geräuschfallen (z.B. Papierknäuel oder Plastiktüten) sind ebenfalls ein gutes Hilfsmittel, um die Tiere zu orten. Um sicher zu gehen, dass sich die vermisste Schlange noch in der Wohnung/Terrarienraum aufhält, kann man auch Mehl an Stellen streuen, wo man die Schlange vermuten könnte. Wenn man Glück hat, hinterlässt der Ausreißer so eine verräterische Spur.

Wenn man die Schlange so nicht auftreiben kann, kann man auch Futter in Zimmer anbieten. Am besten sollte man eine lebende Maus in einem Behälter anbieten, in den die Schlange hineingelangen kann, aber mit gefülltem Magen nicht wieder hinaus. Das ist aber meist schwer zu verwirklichen, da kaum jemand die genauen Maße des Tieres abschätzen kann.

Hat man auch damit kein Glück, kann man nur hoffen, das Tier durch Zufall zu finden. Leider ist trotz all dieser gut gemeinten Tipps nicht selten, dass der ehemalige Terrarienbewohner auf Nimmerwiedersehen verschwunden bleibt. Daher sollte man das Ausbruchsrisiko durch regelmäßige Kontrollen, dichte Terrarien und Terrarienschlösser soweit minimieren, dass man gar nicht vor dieses Problem gestellt wird.