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Vermehrung und Winterruhe

Vermehrung und Winterruhe
 

Hier sind nun einige Tipps am Beispiel der Strumpfband- und Kornnattern, wie diese Tiere zu vermehren sind. Bei beiden Arten geht man ähnlich vor: Die Tiere erreichen die Geschlechtsreife mit ungefähr 2-3 Jahren und sollten vorher auch noch nicht zur Paarung zugelassen werden. Eine zu frühe Verpaarung der Weibchen führt oft dazu, dass sich die noch nicht ausgewachsenen Tiere nicht weiterentwickeln, Probleme bei der Eiablage haben (Legenot bei Kornnattern) und im schlimmsten Fall sogar aus Schwäche eingehen. Wenn man auf Nummer Sicher gehen will, sollte man warten, bis das Tier das 4. Lebensjahr erreicht hat.

Um Paarungsverhalten auszulösen ist in dem meisten Fällen eine Winterruhe notwendig. Diese dient dazu, die Geschlechter in ihrem Paarungsverhalten zu synchronisieren, da nach der Ruhepause die Paarungszeit beginnt. Meist verweigern viele Schlangen zu dieser Zeit ihr Futter, bzw. fressen schlecht und besonders bei Kornnattern kann man beobachten, dass sie häufig durch den Behälter streifen und offensichtlich auf der Suche nach einem Plätzchen für die Winterpause sind. In vielen Büchern wird berichtet, dass dazu Temperaturen von 4-10 °C notwendig seien. Dem kann ich nicht zustimmen, auch viele Züchter gehen bei der Winterruhe anders vor. Derart niedrige Temperaturen sind nicht empfehlenswert.
Häufig kommt es auch ohne Winterruhe zu erfolgreichen Paarungen, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit eines befruchteten Geleges höher, wenn man eine kurze Ruhephase einlegt. Wenn die Tiere nicht mehr fressen wollen, sollte man den Tieren auf jeden Fall eine Stoffwechselpause gönnen.

Die Winterruhe wird wie folgt vorbereitet: Anfang bis Mitte Dezember sollte man innerhalb einer Woche die Beleuchtung eurer Terrarien reduzieren (von 14 auf 2-3 h täglich) und gleichzeitig die Temperaturen auf 22-24 °C reduzieren. Die Tiere sollten einige Wochen vor der geplanten Winterruhe nicht mehr gefüttert werden, da während der kühlen Phase nicht mehr verdaut wird und im Magen-Darm-Trakt in Fäulnis übergehet, was wiederum der Schlange Schaden kann. Der Kotabgabe braucht man vor der Winterruhe keiner besonderen Aufmerksamkeit widmen, man sollte lediglich nicht kurz vorher füttern.

Sind die Terrarien auf 22-24 °C abgekühlt, schaltet man die Beleuchtung und Heizung ganz aus und deckt den Behälter ab. Im Idealfall senkt man die Temperaturen nun auf 10-15°C ab, was in Wohnräumen natürlich oft problematisch ist. Ich bringe meine Tiere daher in separaten, kleinen Plastikboxen unter und lasse sie im Keller überwintern. Der Behälter sollte eine hohe Substratschicht aufweisen, einige Verstecke, eine Wetbox mit leicht feuchtem Substrat (z.B. Moos) und frisches Trinkwasser. Unter diesen Verhältnissen verbleiben die Tiere für weitere 5-6 Wochen, dann kann man wieder anfangen, den Behälter zu erwärmen und zu beleuchten. Das sollte nicht abrupt geschehen, sondern über einen Zeitraum von 1-2 Wochen.

Wenn wieder die alten Verhältnisse hergestellt sind, kann man das erste Futter anbieten, dass bisweilen verschmäht wird. Das ist kein Grund zur Sorge, daPaarungsaktivitäten im Vordergrund stehen. Um die Wahrscheinlichkeit einer Paarung zu erhöhen, sollte man die Geschlechter nach der Ruhephase zunächst einmal trennen und warten, bis sich das Weibchen das erste mal gehäutet hat. Kurz nach ihrer ersten Häutung kann man dann ein bis zwei Männchen dazugesellen und warten, was passiert. Ist das Weibchen paarungsbereit, so wird es überall im Becken Sexuallockstoffe (Pheromone) verteilt haben, auf die die Männchen in den meisten Fällen prompt reagieren. Das Weibchen wird pausenlos verfolgt und heftig umworben, an Nahrung sind viele Männchen nun nicht mehr interessiert. Diese Werbephase kann einige Tage dauern, bevor es schließlich zur Kopulation kommt. Wenn das Weibchen danach deutliches Abwehrverhalten zu den immer noch paarungswilligen Männchen zeigt, sollte man es separieren - dieses Verhalten ist meist ein Zeichen für eine erfolgte Befruchtung.
Bei Strumpfbandnattern hilft dann nur noch Abwarten (70-100 Tage), ein Abtasten der Tiere auf befruchtete Eier & Jungtiere hat zu unterbleiben, wenn man keine Schädigung der Jungen riskieren will. Viele Strumpfbandnatternweibchen fressen in dieser Zeit auch normal weiter, erst einige Tage vor dem Werfen wird gewöhnlich das Futter verweigert. Kurz vor dem Absetzen der Jungtiere versteckt sich das Weibchen meist an einer stärker erwärmten Stelle des Beckens - man sollte das Tier in dieser Zeit auf keinen Fall stören!
Da Kornnattern Eier legen, gibt es noch einiges mehr zu beachten: Wenn man sicher ist, dass das Weibchen befruchtet ist, sollte man kurz nach der 2. Häutung (nach der Winterruhe) eine dunkle Box mit feuchtem Spaghnum (oder anderem feuchtigkeitsspeichernden Substrat) in das Becken an einer erwärmten Stelle einbringen.

Das bereits suchende Weibchen wird diese Gelegenheit oft sofort nutzen und sich darin verkriechen.
Manchmal entfernt sich das Weibchen aber auch ohne Eiablage wieder aus dem Behälter, um nach weiteren geeigneten Ablageplätzen zu suchen oder sich zu sonnen. Ich habe dieses Verhalten mehrmals beobachten können, in einigen Fällen hat es noch einige Tage gedauert, bis das trächtige Weibchen zur Ruhe gekommen ist. Die Eiablage erfolgt dann meist innerhalb weniger Tage, in dieser Zeit sollte die Schlange auf keinen Fall gestört werden. Bietet man keine Legebox an, so läuft man Gefahr, dass im schlimmsten Fall die gefürchtete Legenot eintritt, oder aber die Eier im Becken verstreut, bzw. im Wasserbecken abgesetzt werden. Die Eiablage (meist 10-20 Eier) sollte 6-14 Tage nach der 2. Häutung, bzw. 40-50 Tage nach der Paarung erfolgen. Die weitere Inkubation sollte bei 27-29 °C auf einem feuchtem (nicht nassen) Substrat erfolgen, dann dauert es um die 70 Tage, bis die ersten Jungen schlüpfen. Ich persönlich halte die Temperaturen konstant, eine Nachtabsenkung der Bruttemperatur ist nicht erforderlich, richtet aber auch keinen Schaden an.