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Taiwan-Schönnatter (Orhtriophis taeniurus)

Orhtriophis taeniurus frisei (ehemalig, bis 2002, elaphe taeniura frisei)
Taiwan-Schönnatter / Taiwan-Streifenkletternatter (andere Trivialnamen kaum in Gebrauch)

Ein Artikel vom Schlangenwelt-User Andreas Müller

Vorkommen: Ausschliesslich Taiwan und die umliegenden kleinen Inseln.

Habitate: Orthriophis taeniurus frisei ist nicht an best. Biotope gebunden, die Schlange kommt sowohl im dichten Wald, im Busch- & Strauchland, in felsigen Gebieten, als auch in Plantagen, Gärten und sogar in Häusern vor.

Aussehen: Die bis max. 287 cm (längstes mir pers. bekanntes Exemplar; in der Literatur werden Längenangaben zwischen 250 und 300 cm gemacht) lange Schlange hat einen olivefarbenen Kopf und Hals. Je weiter es am Körper nach hinten geht je gelblicher wird der Untergrund. Das vordere Drittel des Körpers ist mit schwarzer Fleckenzeichnung versehen, diese Flecken bilden, je weiter man nach hinten kommt, eine Art "Strickleiter-Muster" indem die Flecken zusammenschmelzen und (etwas) dünner werden, im letzten Drittel wird die Schlange schwarz und zeigt auf dem Rücken sowie an den Seiten je einen leuchtend (fast neon-)gelben Längsstreifen. Der Bauch ist rein weiss mit schwarzen, rechteckigen Flecken.
Einzelne Tiere können von dieser Beschreibung abweichen, es kommen z.B. dreckig-weisse bis porzellanfarbene Bauchseiten oder nahezu grünliche Rückenseiten vor, bei solchen Tieren sollte man vorsichtig sein: 80-90 % der Tiere im deutschsprachigen Raum gehen auf sechs Zuchtpaare zurück, in die wegen Blutauffrischung in späteren Generationen vereinzelt entw. die Nominatform O. taeniurus taeniurus oder auch O. taeniurus yunnanensis eingekreuzt wurde. Es handelt hierbei also eigentlich nicht um O.t.frisei sondern um Bastarde zw. O.t.frisei und O.t.taeniurus oder O.t.yunnanensis.

Nahrung in der Natur: Mäuse, Ratten, Hörnchen, andere Nager, junge Kaninchen, Fledermäuse, Vögel und deren Brut, Froschlurche, Schwanzlurche, teilw. Fische; grob gesagt alles, was sie von der Grösse her überwältigen kann.
Nahrung im Terri: Ratten, Mäuse, Küken, Futtergeckos oder -anolis, andere Nager (wie Meerschweinchen oder Hamster; bei sehr grossen friseis auch mal ein (der Schlangengrösse angepasstes) Zwergkaninchen oder ähnliches).
Futtermenge: O.t.frisei ist kaum satt zu kriegen, ich gebe Tieren ab ca. 1,50 Meter GL alle 10 Tage entweder 1-2 ausgewachsene Ratten, 4-7 Mäuse oder ca. 5 Küken. Kleinere Tiere erhalten entspr. weniger, Babyfriseis kriegen 2-3 Babymäuse. Futtergeckos oder Futteranolis bekommen meine friseis nur mal als "Leckerli" zwischendurch.
Man sollte die friseis nach Möglichkeit mit lebendem Futter füttern; meine Tiere nehmen z.B. gar nichts totes und ich kenne Tiere die vom Charakter nahe an bösartig waren solange sie mit Tiefkühlratten gefüttert wurden, aber sehr viel ruhiger und "zahmer" wurden, wenn sie alle 10 Tage einen richtigen Fight mit einer grossen Ratte oder das Jagderlebnis beim Mäuse-Hinterhehr-Schnüffeln hatten. Dieser Eindruck kann subjektiv sein, aber nicht nur ich sondern andere frisei-Halter kennen das auch (eigentlich quasi alle die ich kenne).
Manche Halter haben Angst, ihren friseis grosse Ratten zu geben, da die ja zurückbeissen könnten, zugegeben, es kommt manchmal zu kleineren Bisswunden, diese heilen aber sehr schnell ohne Eingriffe von aussen. Ich pers. bin der Meinung, dass die Tiere im Freien ja auch grosse Ratten oder vergleichbares jagen, und man ihnen im Terri auch Beute bieten sollte, mit der sie zu kämpfen haben.

Haltung im Terri: Es sollten, im Hinblick auf die Grösse der Schlangen sehr geräumige Terris verwendet werden. Meine adulten Zuchtpaare halte ich entweder in 2 x 1.5 x 1.8 m oder in 2 x 2 x 1.5 m, meine adulten Einzeltiere halte ich in 1.5 x 1.0 x 1.5 m; je LxBxH.

Einrichtung: Als Bodengrund verwende ich Blumenerde mit Sand und Holzstückchen durchmischt, ich habe aber auch schon Terris gesehen, in denen nur Sand, Sand mit Holzspänen, nur Holzspäne, Torf, Kokos-Aufquell-Zeugs, nur Blumenerde oder auch nur ein paar Lagen Papier als Bodengrund verwendet werden. Meiner Ansicht nach ist die Art des verwendeten Bodengrunds zweitrangig, man sollte aber darauf achten, dass der Bodengrund keine spitzen oder scharfen Kanten hat, es soll schon Schlangen gegeben haben, die sich selber mit einem Holzsplitter aufgespiesst haben...
Sehr wichtig ist je Schlange mind. ein Versteckplatz, besser mehr, ich verwende Zierkork, aber es ist selbstverständlich alles mögliche denkbar: Blumentöpfe, Steine oder Steinhaufen (auf nicht-umschmeissbarkeit achten, ev. mit Beton arbeiten), Holz- oder Wurzelstubben, grössere Bambusröhren - die Schlange einer Freundin liegt mit Vorliebe in einem Playmobil-Piratenschiff, etc. etc. Genauso wichtig wie ein Versteckplatz sind reichlich (Betonung liegt auf reichlich) Klettermöglichkeiten, auch hier sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt: von Rebstöcken über Wurzelwerk bis zu Ästen aus dem Wald oder schräg ins Terri gesetzten Bambusleitern ist alles möglich, Hauptsache eine ausgewachsene Schlange bringt die Konstruktion nicht zum Einsturz.

Pflanzen, egal ob künstlich oder echt, sind ebenfalls einzubringen. Und reichlich. Bei Verwendung von echten Pflanzen ist darauf zu achten, dass sie sehr strapazierfähig sind und das Gewicht der Pfleglinge aushalten. Bei mir kommen div. Bäume, Palmen, Bananenbäume, div. Kletter- und Rankpflanzen, strapazierfähige Bodendecker und einiges andere zum Einsatz, hier geht probieren oft über studieren. Was den Schlangen auch sehr gut gefällt (so hab ich zumindest den Eindruck) ist, mal zwischendurch ein, zwei Päckchen (Katzen-)Grass-samen ins Terri werfen und das Grass dann recht hoch wachsen lassen. Auch Hanf sieht sehr dekorativ aus und hat den Vorteil, dass abgebrochene Äste und Zweige schnell nachwachsen.

Heizung: Ich verwende je Terri ein Heizkabel im Boden, ein Spotstrahler und eine Leuchtröhre; die Beleuchtung brennt je nach Jahreszeit zw. 12 & 16 Stunden. In meinen Terris liegen die Temperaturen zw. 32 und 24 Grad am Tag und bei ca. 20 - 23 Grad in der Nacht. Es sollte darauf geachtet werden, dass es im Terri unterschiedliche Temperaturzonen gibt, damit die Schlange sich jeweils da aufhalten kann, wo ihr die Temperatur am ehesten zusagt. Im Herbst sinkt die Temperatur bis zur Überwinterung, im Frühling (nach der Überw.) steigt sie in ca. ein bis zwei Monaten wieder auf Normalwerte (Werte siehe Haltung).
Die Luftfeuchte wird durch gelegentliches sprühen und das Giessen der Pflanzen gehalten. Achtung: die Tiere nicht direkt ansprühen, sondern an die Terri-Decke sprühen und von da dann runtertropfen lassen !!! Das hat den Vorteil, dass das Wasser dann die Terri-Luft-Temperatur hat, bei direktem ansprühen würde der Temperaturunterschied zw. dem Sprühwasser und der Umgebung bei der Schlange Stress auslösen.

Haltung: Persönlich hole ich meine Tiere höchstens zwei, drei mal pro Jahr aus dem Schlangenknast, daher sind meine adulten Tiere recht ungestüm und wild, bei regelmässigem Umgang werden friseis aber quasi handzahm. Aber ich bin der Meinung dass es sich bei Reptilien nicht um Streicheltiere handelt, Zierfische holt man ja auch nicht zum schmusen aus dem Aquarium....

Man sollte täglich schauen, ob irgendwo Kot liegt und diesen sofort entfernen, genauso abgebrochene oder abgestorbene Pflanzen oder -teile. Selbstverständlich muss immer frisches Wasser da sein, meine Tiere lieben es aber geradezu, Wasser vom eigenen Körper oder von Einrichtungsgegenständen abzulecken, daher ist oft zu sprühen und seltenst zu giessen, solange die Pflanzen das aushalten (wie siehe oben).

Fütterung: siehe oben.

Winterruhe: Es sollte eine ca. zweimonatige Winterruhe eingehalten werden, dass ist wichtig, da die Tiere sich sonst nicht paaren. Wer ein Einzeltier hält kann auf die Winterruhe verzichten, sollte aber trotzdem die Beleuchtungsdauer und die Wärmeintensität zurückfahren und auch die Futterintervalle strecken (statt alle 10 Tage auf ca. alle 15-18 Tage gehen und je Fütterung nur halb soviel wie im Sommer); die Schlange fühlt sich so eindeutig wohler!!


Vermehrung: nach der Winterruhe, oft noch vor der ersten Fütterung, kommt es zu Paarung, sieht etwas aus wie ein Ringkampf. Nach ca. 30-50 Tagen (ja nach Alter und Anzahl vorher gehabter Gelege) legt das Weibchen die Eier, die bei Inkubation ca. 2 Monate später schlüpfen. Die Jungen sind ca. 30-40 cm und gehen schon ungefähr eine Woche nach dem Schlüpfen an nackte Babymäuse.

Verfasser: Andreas Müller

Veröffentlicht unter Schlangenforum.ch im Forum "Haltungsberichte" und unter dght.de im Forum "Schlangen" sowie einige andere (z.B. Schlangenwelt.de unter "Haltungsberichte").

Des weiteren im Buch "Asiatische Nattern im Terrarium".