Wenn eine Schlange nicht mehr fressen will, so muss das nicht immer zwingend mit einer Erkrankung zusammenhängen. Man sollte sich zunächst vor Augen führen, dass Zeiten des "nicht fressen wollens" für Schlangen völlig normal sind. Viele Halter reagieren schon besorgt, wenn ein Tier mal eine Fütterung auslässt. Dies ist jedoch kein Grund zur Sorge, in den meisten Fällen sind natürliche Stoffwechselpausen, wie z.B. Paarungsstimmung die Ursache. Natürlich können auch Haltungsfehler hinter diesem Verhalten stecken, die möglichen Gründe für eine Futterverweigerung sind letztlich sehr unterschiedlich sein, wie z.B.:
o zu niedrige/hohe Temperatur im Behälter
o die Schlange wurde in einen neuen Behälter gesetzt oder ist neu erworben worden
o das Tier ist in der Häutungsphase, in der selten Beute erworben wird
o ein überfüllter Behälter (zu viele Tiere in einem Behälter bedeutet Stress, da sich die Schlangen gegenseitig in ihren Ruhephasen stören)
o das falsche Futter wird angeboten (viele Schlangen sind ausgesprochene Individualisten, was ihre bevorzugtes Futtertiere angeht ... und fressen z.B. entweder nur Mäuse oder Ratten)
o eine Erkrankung der Schlange, z. B. Magen-Darm, Infektion der Atemwege, Maulfäule
o die Schlange ist von Parasiten befallen
o ein stressbedingtes Problem liegt vor (Mangel an Versteckplätzen, zu häufige Störungen)
o das Tier legt eine natürliche Ruhepause ein (Winter-/Sommerruhe)
o es handelt sich um eine männliche Schlange in Paarungsstimmung
o oder um eine noch nicht Futterfeste Jungschlange (siehe dazu "Aufzucht von Jungschlangen")
Wenn man Haltungsfehler ausschließen kann und das Tier vorher regelmäßig gefressen hat, kann man ruhigen Gewissens mehrere Wochen bis Monate abwarten, abhängig von dem Gesundheitszustand der Schlange. Bei männlichen Tieren ist es keine Seltenheit, dass bis zu einem halben Jahr nichts gefressen wird. Männchen in Paarungsstimmung oder trächtige Weibchen gehören zu den häufigsten Futterverweigerern. In solchen Fällen hilft nur abwarten, die Schlangen werden dann wieder anfangen fressen, wenn sie selber dazu bereit sind und nicht, wenn der Halter es sich wünscht. Bis dahin muss man sich in Geduld üben und das Tier auch nicht mit anderen Beutetieren versuchen zu "überreden".
Falls das Tier jedoch geschwächt ist oder vorher erkrankt war und an Substanz verliert, sollte man Gegenmaßnahmen einleiten. Eine Zwangsfütterung darf man auf keinen Fall durchführen, wenn man nicht den Grund für die Futterverweigerung kennt. Wenn dem Tier z. B. während einer natürlichen Ruhephase (wie in der Winterruhe) Futter aufgezwungen wird, so kann es dieses meist nicht verdauen, da der Stoffwechsel nicht auf Nahrungsaufnahme eingestellt ist und die zwangsweise verabreichte Nahrung möglicherweise nicht verwerten kann. Bei futterverweigernden Tieren ist es leider in der Regel nicht möglich, eine Kotprobe zu untersuchen, so dass man auf eigene Aufzeichnungen, bzw. den Aussagen des Verkäufers angewiesen ist. Hier zeigt sich wieder, dass es ratsam ist, eine Kotprobe von Neuankömmlingen zu untersuchen, um hier Sicherheit zu haben.
Kommt man um eine Zwangsfütterung nicht umhin, sollte man diese so schonend wie möglich durchführen: Am besten ist es (besonders für bereits geschwächte Tiere), wenn man einen Futterbrei aus geschabten Fleisch und Ei zubereitet und es der Schlange mittels einer Schlundsonde verabreicht. Dabei sollte der Schlauch vorsichtig in den Hals eingeführt werden, damit das Tier den Brei nicht in die Luftröhre bekommt und auch nicht sofort wieder auswürgt. Diese Prozedur sollte man soweit wiederholen, bis die Schlange wieder zu Kräften gekommen ist. Wenn die Schlange das Ersatzfutter gut verdaut, kann man sie mit kleinen Beutetieren stopfen, die man aber immer vorher dem Tier freiwillig anbieten sollte. Vielleicht ist die Schlange schon zu einer selbstständigen Futteraufnahme bereit.